Dienstag, 31. März 2015

Gestrickt: Norweger-Weste


Ich habe ja schon mal erwähnt, dass der Nachlass meiner Mama eine große Menge Acrylgarn enthielt. Ursprünglich wollte ich ja keine Kleidung daraus stricken. Aber nachdem mein großes Kind immer wieder meine lila Weste bewundert und unbedingt auch eine haben will, habe ich beschlossen, eine Acrylweste zu stricken. Denn die kann man ja schnell öffnen und auch ausziehen, wenn es zu warm wird. Und so für die Übergangszeit ist eine Weste eine prima Sache. [Außerdem war das eine willkommene Abwechslung vom FJKA.]


Aber warum "Norweger"?
Ja, ich weiß, das Ding hat weder Fair Isle noch ist da die norwegische Flagge drauf.
Das Kind durfte sich die Farben, das Muster usw. aussuchen. Ich hatte ein paar Maschen- und Musterproben gestrickt. Die Wahl fiel auf rot, blau und weiß. Begründung: "Das sind nämlich die Farben der norwegischen Flagge. Und ich bin ja Fan von Norwegen." Das Kind hat auch die Streifen und die Randfarbe sowie den Reißverschluss ausgesucht. Ich hätte ja auch die Weste quasi als norwegische Flagge stricken können, aber nein, das Kind wollte nur Streifen. Okay, ist ja auch flexibler, falls man mal Fan von Frankreich, UK, USA, Island, Holland, Tschechien oder Kroatien sein will. Wir haben nämlich "Fun with Flags".


Den Reißverschluss habe ich von Hand eingenäht. 


Halsausschnitt vorn.


Halsausschnitt hinten.


Die Weste ist in einem Stück von unten nach oben gestrickt. Die Streifen sind glatt rechts, die Bündchen und Armausschnitte sind 2x2-Rippen. Ich habe keine Anleitung benutzt, sondern einfach das Kind vermessen und an den entsprechenden Stellen zu- oder abgenommen.
Die Weste ist noch etwas lang, aber in diesem Alter wachsen Kinder ja fast nur in die Länge, sodass wir hoffentlich lange Freude an der Weste haben werden. Das Kind trägt sie jedenfalls mit Begeisterung.

Die Weste macht mit bei:



Montag, 30. März 2015

Stoffspielerei: Seltene Techniken


Im Nachlass meiner Mutter befand sich eine Kiste mit einem Teppichknüpfset, das sie vermutlich in den frühen 80er Jahren oder noch davor gekauft haben muss. Denn zum Einen lag dieses Set immer im Keller oder auf dem Dachboden, solange ich mich erinnern kann. Zum Anderen schreien es die Farben ganz deutlich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass meine Mutter keine Herbstfarben mochte (jedenfalls nicht bei Textilien).


Jedenfalls nahm ich die Stoffspielerei im März als Anlass, um mich endlich mal mit diesem Set zu beschäftigen. Der Rand des Stramins war schon ein Stückchen umnäht, aber mir gefiel weder das kratzige Material noch die Farbe. Außerdem waren schon ein paar Fäden geknüpft, aber so durcheinander hatte das was von Erbsensuppe. Also zuerst einmal alles auseinandernehmen.


Den Rand habe ich mit schwarzem Garn umhäkelt und dabei an den Ecken angefangen.


Dann habe ich die Seiten umhäkelt. Das allein hat schon einige Stunden gedauert und danach brauchten meine Hände eine lange Pause.


Die Knüpffäden sind in solchen Päckchen gebündelt mit jeweils 500 Stück gleicher Farbe.


Sie sind aus 60% Wolle und 40 % Nylon. Dass sie wirklich "moth proofed" sind, erkennt man daran, dass sich in all den Jahrzehnten keine Motte daran gütlich getan hat.


Manche der Farben finde ich sehr schön, andere weniger. Aber wahrscheinlich ist das wie beim Fair Isle Stricken, in die Mischung muss immer auch wenigstens eine Ekelfarbe.


Ich hätte mich jetzt natürlich hinsetzen und ein Bild oder ein abstraktes Muster entwerfen können, aber mit Streifen kann man ja nicht viel falsch machen. Nachdem ich die Farben eine Stunde lang hin und her geschoben habe, fand ich diese Reihenfolge am besten. (Es sind drei Päckchen helleres Orange und eins in dunklerem Orange. Leider sieht das hier gleich aus.)


Wie man knüpft, hat mir meine Mama in den 80ern beigebracht. Damals gab es manchmal bei ALDI (?) solche Sets für Knüpfkissen mit Tiermotiven (Ich hatte z.B. eins mit Elefant). 
Und los geht's: Den Knüpfhaken unter einem Straminsteg durchschieben und das Häkchen öffnen. Mit etwas Übung passiert das automatisch.


Einen Faden unter den Griff legen.


Die beiden Enden zusammen fassen


und über das Häkchen legen.


Den Knüpfhaken ziehen, dabei schließt sich automatisch das Häkchen.


Weiter ziehen, es bildet sich ein Knoten.


Echte Streber knüpfen so, dass beide Enden eines Fadens gleich lang sind.


Man beginnt natürlich nicht mitten auf dem Stramin, sondern am Rand.
So, nun das ganze nur noch 13.706 Mal wiederholen, dann habe ich bald einen 125 x 72 cm großen Teppich. Das wird zwar wahrscheinlich ein paar Jahre dauern, aber dann werde ich einen Wollteppich haben, der ohne Kinderarbeit gefertigt wurde. Ich werde ihn stolz unter meinen Nähtisch legen, damit er mir im Winter beim Nähen die Füße wärmt. Außerdem ist das die einzige Stelle, wo niemand darauf herumtrameln wird, womöglich noch mit Schuhen...

Vielen Dank an Suschna! Sie hatte die Idee zu diesem Thema und bei ihr findet Ihr die Verlinkung zu den anderen Beiträgen der März Stoffspielerei.



Mittwoch, 25. März 2015

Me Made Mittwoch: Ringelpulli reloaded



Heute mal in der Jogginghose, dafür mit frisch überarbeitetem Ringelpulli. Das große Kind ist nämlich seit Sonntag krank und ich muss es hüten. Keine Ahnung, was es hat, außer Fieber, dicken Mandeln, Müdigkeit, gelegentlichem Bauchweh und Blässe zeigen sich keine Symptome. Das Immunsystem kämpft anscheinend sehr effektiv. Zum Glück funktioniert die Familie gut, sodass der Mann das kleine Kind morgens vor der Arbeit zur Kita fährt und der Opa es mittags abholt und nach Hause bringt.


So sieht der Pulli jetzt aus.
(Wer wissen will, wie er vorher aussah, klickt hier.)

Der Pulli ist ja Teil von meinem "Projekt Kleiderschrank, einmal anders"?
Da hat sich einiges getan:

1. der limettengrüne Alpakapulli: ich werde das Mittelstück heraustrennen und etwas weiter neu stricken. (ist in Arbeit, hab ihm komplett geribbelt und als Rvo neu angefangen.)

2. der dicke rote Pulli: Er ist zu dick, vor allem an den Ärmeln, um unter einer Winterjacke getragen werden zu können. Und statt Jacke ziehe ich ihn nie an, weil mir dann im Bus und in der Kita schnell zu warm ist. Ich will ihn auftrennen und als Jacke neu stricken, die kann man dann nämlich öffnen! Ist geribbelt und zu einem Rock verstrickt.


3. der hellblaue Frühlingspulli von 2012: Ausschnitt und Ärmel ändern (Ist geribbelt und wird ein Cardigan.)
4. der Ringelpulli aus Baumwolle: erledigt!
5. der Doppler-Effekt -Pulli: auftrennen und neu stricken, vielleicht mit anderem Garn kombinieren, denn die Farbe steht mir so leider nicht. geribbelt und zu einer Mütze sowie zwei Röcken verstrickt (Schaf-Dämmerung und Schafe bei Nacht)



Was die anderen so werkeln, das sehen wir auf dem MMM-Blog.

Dienstag, 24. März 2015

Auch wenn jetzt endlich der Frühling kommt...


...kalte Füße hab ich abends trotzdem! Und weil meine Kuhschuhsohlen mal wieder durchgelaufen waren, musste schnell Ersatz her. Vor einiger Zeit hatte ich den Kindern dicke Mützen aus "Alaska" von Gründl (80 % Poly, 20 % Wolle) in blau und wollweiß gestrickt (und gar nicht gebloggt, tsetse). Da war noch genug Garn übrig, aus dem ich mir ein Paar Puschen stricken konnte:


Mein erstes Mal Toe Up. Ich habe natürlich mal wieder keine Anleitung gelesen, sondern selbst überlegt, wie man das wohl macht und einfach losgestrickt.


Vorn blau, die Fersenwand wollweiß (blau war dann nämlich alle).


Ich muss irgendwie immer an altmodische Badekappen denken, wenn ich sie sehe. Aber sie sind schön kuschelig warm.


Das beste: Das Stricken ging schneller, als neue Sohlen an die Kuhschuhe zu nähen.


Und wenn ich schon mal dabei bin, zeige ich auch gleich noch die Hüttenschuhe, die ich zu Beginn des Winters für das große Kind gestrickt habe. Bevor die Saison wieder vorbei ist, denn die Zeit rast mal wieder. Das Garn war von der Bademütze übrig (komisches Thema heute, tihi). Die Sohlen hat mir eine Leserin meines Blogs vor Ewigkeiten in einem Carepaket mitgeschickt, vielen Dank dafür!


Ich war eine ganze Weile um diese Sohlen herum geschlichen, weil ich nicht wusste, wie man die richtig annäht. Nachdem ich über eine Stunde erfolglos im Netz gesucht hatte, habe ich es einfach (mal wieder) ohne Anleitung gemacht. Hätte ich auch gleich machen können, hätte ich eine Menge Zeit gespart.

So, diese Fußwärmer machen mit bei:

Freitag, 20. März 2015

Tipp: Anny Hartmann




Seit Jahren schon sehe ich gern "Ladies Night" mit Gerburg Jahnke. Neulich war Anny Hartmann dort zu Gast und ich bin von ihr absolut begeistert! Die Frau hat Humor, Hirn und vor allem eine politische Haltung! Früher mochte ich kein politisches Kabarett, weil ich so oft die Witze und Anspielungen nicht verstanden und mich dann geschämt habe, weil es ja schon peinlich ist, politisch nicht auf dem Laufenden zu sein. Aber Anny Hartmann erzählt kurz, was in der Welt passiert ist, bevor sie sich darüber aufregt oder lustig macht. Dadurch macht es einfach großen Spaß, ihr zuzuhören. Und wer es genau wissen will, kann ja hinterher nachlesen, was darüber in der Zeitung stand. Auf der Homepage von Anny Hartmann gibt es einige Videos, aber bei Youtube gibt es noch viel mehr. Schaut mal rein!

P.S. an Lucy: Bei Anny Hartmann kann man auch schöne Farbklammern entdecken!





Sonntag, 15. März 2015

FJKA 2015: Zweiter Zwischenstand



"Zweiter Zwischenstand - Ermüdungserscheinungen, Passformmängel, die leidigen Ärmel und andere Ärgernisse"


So sieht der Blusenrettungspullunder inzwischen aus. Nachdem mir so viele liebe Kommentare hinterlassen wurden, in denen eindeutig für das Weiterführen der Rippen plädiert wurde, mache ich das. Vielen Dank für Eure Hilfe!
Zum Längenvergleich benutze ich meinen Alpaka-Pulli, den ich sowohl zu Hosen als auch zu Röcken trage. Aber bevor ich die Länge endgültig festlege, muss ich ihn endlich mal in Ruhe vor dem großen Spiegel im Schlafzimmer anprobieren. Leider scheitert das seit Tagen entweder an der Ruhe oder am Schlafzimmer, weil z.B. mein Mann grade schläft.

Zu den Themen von heute:
  • Ermüdungserscheinungen: Müde bin ich fast immer. Aber das Stricken - jetzt fast nur noch glatt rechts in die Runde - nervt mich nicht. Ich kann dabei Podcasts hören, Kinder hüten, Fernsehen,...
  • Passformmängel: nö, scheint zu passen, soweit ich das ohne Spiegel beurteilen kann
  • Ärmel: hab ich nich
  • andere Ärgernisse: hab ich auch nich, also jedenfalls nicht mit dem Pullunder. Aber mag sich vielleicht jemand um meine Rentenversicherungen kümmern? Die schicken mir gerade alle irgendwelche Briefe auf Amtsdeutsch, die ich nicht verstehe.
Alle anderen Frühlingsteile gibt es auf dem MMM-Blog zu sehen.
Und was bisher geschah, findet Ihr hier.

Samstag, 14. März 2015

Zwei Tipps und Kindermund

Mein Glückwunsch an alle Nerds: Alles Gute zum Super-π-Tag!
(Heute ist der 14.3.15, in amerikanischer Schreibweise also 3.14.15 und die Kreiszahl π ist ja bekanntlich 3,1415 usw.)

Tipp 1:
Endlich habe ich entdeckt, wie man Milchreis und ähnliches kocht, ohne dass die Milch überkocht. Wahrscheinlich wissen das schon alle außer mir. Dann freut Euch. Wenn nicht, dann freu ich mich, mein Wissen teilen zu können:
Um die Milch aufzukochen, nehme ich nicht den kleinstmöglichen Topf (wie bisher), sondern eher einen Mittelgroßen. Diesen stelle ich dann aber auf die kleinste Herdplatte. So kann die Milch zwar aufsteigen, aber sie kocht nicht über. Gestern habe ich die Milch aufgesetzt und beim Warten die Küche aufgeräumt und bin über das Sortieren von Kinderbildern irgendwie am Schreibtisch gelandet. Erst als es sogar dort nach warmer Milch gerochen hat, fiel mir der Milchtopf wieder ein und ich dachte schon, ich müsste jetzt wieder die ganze übergekochte Milch aufwischen und das Ceranfeld abschaben. Aber nein, die Milch kochte zwar, blieb aber im Topf. Das werde ich jetzt immer so machen. Also das mit dem mittelgroßen Topf und der kleinsten Platte, nicht das mit dem Abwandern zum Schreibtisch...

Tipp 2:
Das kleine Kind hat sich zwar von den Windeln verabschiedet, aber nach sehr aufregenden oder anstrengenden Tagen kann es passieren dass das Kind so fest schläft, dass es die volle Blase nicht rechtzeitig fühlt. Da hatte ich die Idee, das Ersatzbettzeug bereits fertig bezogen bereit zu halten. So muss ich nur das nasse Zeug aus dem Bett ziehen und in die Badewanne werfen, ein neues Laken aufziehen und die neue Bettdecke ins Bett legen, fertig! So entfällt das nächtliche Suchen nach passender Bettwäsche und das Beziehen der Decke. Kind und ich sind schneller wieder im Bett und können entspannt weiterschlafen.

Kindermund:
Am Frühstückstisch.
Das kleine Kind: "Mama, wenn ich groß bin, baue ich dir ein Haus mit vier Etagen und einem Dachboden. Da kannst du dann eine Modelleisenbahnanlage aufbauen."
Das große Kind: "Ich baue ein Haus mit einem großen Bett, da können wir beide dann jede Nacht kuscheln, Mama! Und mein Tyrannosaurus Rex passt auf uns auf." (Der T-Rex ist zurzeit das Lieblingskuscheltier.)
Ich: "Und wenn ich mal mit Papa allein sein will?"
Das kleine Kind: "Dafür baue ich dir noch ein Haus."
Ich: "Und wer putzt diese vielen Häuser?"
Das kleine Kind: "ICH! Ich putze dann alle Häuser!"
Das große Kind: "NEIN! Mein Haus putze ich selber! Das DARFST du nicht putzen!!!"
Ich lag so unterm Tisch vor lachen...


Freitag, 13. März 2015

Gelesen: "Sieben verdammt lange Tage" von Jonathan Tropper





Taschenbuch
KNAUR
448 Seiten
9,99 €
ISBN: 978-3-426-63743-2
(auch als E-Book erhältlich)

Klappentext:
“Ich bin deine Mutter und ich liebe dich.” Das sagt Mom immer. Das nächste Wort lautet stets: “Aber …” 
Die Familientreffen der Foxmans enden stets mit Türenschlagen und quietschenden Reifen, wenn Judd und seine Geschwister so schnell wie möglich einen Sicherheitsabstand zwischen sich und das Elternhaus bringen. Doch nun ist ihr Vater gestorben. Sein letzter Wunsch treibt allen den Angstschweiß auf die Stirn: Die Foxmans sollen Schiwa sitzen, sieben Tage die traditionelle Totenwache halten. Das bedeutet, dass sie auf unbequemen Stühlen in einem kleinen Raum gefangen sind und nicht davonlaufen können. Nicht vor dem, was zwischen ihnen passiert ist – und nicht vor dem, was die Zukunft für sie bereithält …

Meine Meinung:
Ich bin ein wenig unentschieden. Einerseits ist die Geschichte stellenweise zum Brüllen komisch und dann schnell wieder sehr ernst oder sogar zum Weinen traurig. Das mag ich an Jonathan Tropper, von dem ich schon "Mein fast perfektes Leben" gelesen habe. Die Handlung macht immer wieder unvermutete Wendungen, jedoch ist zunächst alles nachvollziehbar und menschlich.
Tropper geht ins Detail und bleibt gleichzeitig distanziert, selbst bei Bettszenen. Er beschreibt quasi jeden Handgriff und doch ist es weder eklig noch peinlich, das zu lesen.
Andererseits hat der Ich-Erzähler leider wenig Konturen. Sein Hauptmerkmal ist, dass er ohne Aufwand nett leben will. Er will sich keine Mühe geben, keine Verantwortung übernehmen, keine Kontakte pflegen. Er weiß auch gar nicht, was er will (z.B. in seiner Ehe oder vom Leben allgemein) oder zumindest sagt er es nicht. Mir ging er ehrlich gesagt nach zwei Dritteln des Buches nur noch auf die Nerven. Er bezeichnet einerseits die Menschen um sich herum als "verwelktes Fleisch", beschreibt schonungslos dicke Bäuche, Falten, Fußpilz und Krampfadern. Andererseits geniert er sich, weil er selbst langsam wabbelig wird. Er ist nicht in der Lage, vielleicht ein freundliches Lächeln, ein herzliches Wesen oder eine sanfte Stimme als schön zu empfinden. Positiv werden nur junge, straffe, schlanke, schöne Menschen bewertet. Er ging mir am Ende gewaltig auf den Zeiger, vor allem, weil ihm mehrere Frauen nachstellen, die alle mit ihm ins Bett wollen. Wie unrealistisch ist das denn? Der Typ hat keinen Charakter und ist unattraktiv!
Bei einigen Stellen zeigt sich, dass Tropper beim Thema Biologie nicht ganz so viel Ahnung hat. Da soll ein Schwangerschaftstest im Mülleimer ein Hinweis darauf sein, dass eine Frau gerade ihre fruchtbaren Tage hat. Hä?
Da findet ein Mann heraus, dass er unfruchtbar ist, weil seine Freundin schwanger ist. Hä?
Vielleicht sind das ja Übersetzungsschwächen, denn ich bin mal wieder von meiner Gewohnheit abgewichen und habe das Buch auf deutsch gelesen, weil meine Schwester es mir geliehen hat.
In Bezug auf die Dynamiken innerhalb einer Familie und den Umgang mit einem Trauerfall finde ich das Buch schon lesenswert. Außerdem ist der Schreibstil von Jonathan Tropper wirklich angenehm.


Donnerstag, 5. März 2015

Handarbeits-Hysterese*


Ich bin ein Gewohnheitstier. Wenn ich mich an eine Sache gewöhnt habe, fällt es mir sehr schwer, etwas anderes stattdessen zu tun. Wenn ich eine Strickblockade habe, dann ist es schwer, da heraus zu kommen. Wenn ich mich auf eine Sache eingeschossen habe, wie z.B. die Frühchenmützen, dann könnte ich hundert Jahre lang Frühchenmützen stricken. Vor allem bei einfachen Anleitungen, bei denen ich nicht selber planen muss, geht mir das so. Zurzeit stricke ich zwar jeden Abend ein paar Reihen, aber so richtig Spaß macht es mir nicht. Stattdessen räume ich meine Wollvorräte auf, wickle zerfledderte Knäuel neu, räume das Wohnzimmer um. Die Würfelspiele und Puzzles sind jetzt im Kinderregal im Flur, sodass ich mehr Platz für meine Sachen im Wohnzimmer habe. Nebenbei haben die Kinder plötzlich wieder großen Spaß an den vorhandenen Spielen und beschäftigen sich (in ihren Zimmern!) stundenlang damit. Und was mache ich? Ich richte Projekttaschen her mit Garnen, Nadeln und Anleitungen und lege sie in die freie Schublade. Beim Nähen ist es noch schlimmer: Ich repariere stapelweise Hosen, Socken und Handtuchaufhänger.  


Jerseyreste sind prima Handtuchaufhänger!

Ist ja alles schön und gut. Aber ich will auch mal etwas neues zum Anziehen haben! Warum nähe ich mir nichts? Ich habe Stoffe, ich habe Schnittmuster, ich habe Ideen, aber ich fange nicht an. Es gibt ja auch immer genug anderes zu tun. Die Fenster wollen geputzt werden. Früher hat mich das nicht gestört, da habe ich die Fenster ignoriert und stundenlang genäht.
Ich weiß, das ist Jammern auf hohem Niveau.
Aber ich sitze hier mit meinen sauberen Fenstern, den staubgewischten Regalen, den geordneten Projektbeuteln und ohne Flickwäsche und fühle mich unkreativ.

Ist das einfach nur der nahende Frühling?

Mittwoch, 4. März 2015

Gelesen: "Die Kunst des klugen Handelns" von Rolf Dobelli




Cover freundlicherweise vom Hanser Verlag zur Verfügung gestellt


248 Seiten
Hanser Verlag
gebunden 14,90 €   ISBN 978-3-446-43205-5
e-Book       8,99 €   ISBN 978-3-446-43303-8

Klappentext:
Der Papst fragte Michelangelo: „Verraten Sie mir das Geheimnis Ihres Genies. Wie haben Sie die Statue von David erschaffen – dieses Meisterwerk aller Meisterwerke?“ Michelangelos Antwort: „Ganz einfach. Ich entfernte alles, was nicht David ist.“
Seien wir ehrlich. Wir wissen nicht mit Sicherheit, was uns erfolgreich macht. Wir wissen nicht mit Sicherheit, was uns glücklich macht. Aber wir wissen mit Sicherheit, was Erfolg oder Glück zerstört. Diese Erkenntnis, so einfach sie daherkommt, ist fundamental: Negatives Wissen (was nicht tun) ist viel potenter als positives (was tun).
Klarer zu denken, klüger zu handeln bedeutet, wie Michelangelo vorzugehen: Konzentrieren Sie sich nicht auf David, sondern auf alles, was nicht David ist, und räumen Sie es weg. In unserem Fall: Entfernen Sie alle Denk- und Handlungsfehler, und ein besseres Denken und Handeln wird sich von alleine einstellen.
Den Griechen, Römern und mittelalterlichen Denkern war dieses Vorgehen selbstverständlich: der Weg des Verzichts, des Weglassens, des Reduzierens. Es war vor allem die Theologie, die sich dieser Sicht verschrieb: Man kann nicht sagen, was Gott ist, man kann nur sagen, was Gott nicht ist. Auf die heutige Zeit angewandt: Man kann nicht sagen, was uns Erfolg beschert. Man kann nur sagen, was Erfolg verhindert oder zerstört. Mehr muss man auch nicht wissen.

Meine Meinung:
Normalerweise bin ich ja immer für positive Formulierungen, also z.B. "früh schlafen gehen" statt "abends nicht so lange aufbleiben". Aber hier muss ich eine Ausnahme machen. Oft sind es wirklich Fehler, die man vermeiden sollte, wenn man ein besseres Leben haben will (Rauchen. Kapselkaffee. Handy am Steuer. Nur mal drei Beispiele von meiner persönlichen Liste.)
Das Buch ist lesenswert! Jede einzelne Seite!
Durch die kurzen Kapitel ist es auch super für unterwegs.

Tipp:

Dienstag, 3. März 2015

TaTüTunnel



Wir benutzen zuhause hauptsächlich Taschentücher aus diesen Tuch-an-Tuch-Boxen. Das spart einiges an Plastik. Die Boxen kann man aber, wenn sie leer sind, auch noch für viele Dinge gebrauchen. Unsere Pixiboxen habe ich ja schon hier und hier gezeigt.


Man kann auch prima Eisenbahntunnels daraus bauen: Einfach die kleinen Seiten öffnen und mehrere Boxen ineinander stecken, dann die Schienen verlegen. Natürlich könnte man die Boxen auch von außen bekleben oder bemalen. Meine Kinder wollten aber lieber schneller spielen. (Special Feature: Tunnel mit Seitenfenster!)



Wenn man die Boxen auf die breite Seite stellt, passt auch unsere Spielstraße durch. Schon hat man einen Tunnel mit Oberlicht! 



Die Kinder können sich stundenlang damit beschäftigen, gemeinsam immer neue Varianten auszutüfteln.


Am Ende der Strecke erfolgt der Absturz in einen Windelkarton.
Natürlich mit sanfter Landung auf einem Kissen.

Natürlich haben unsere Kinder eine Menge gekauftes Spielzeug.
Aber den größten Spaß und Lerneffekt erleben wir mit Upcycling, Hacken* und Improvisation.

Wir machen mit bei:


*"Unter allen Hackerkulturen versteht man unter einem Hack oft auch eine verblüffend einfache, (manchmal) elegante und pfiffige Lösung eines nichttrivialen Problems, was einen besonders geschickten Hacker als jemanden beschreibt, der die Dinge mit einfachen Mitteln angeht."
(Quelle: Wikipedia)
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