Sonntag, 18. Oktober 2015

Maschenware. Oder: Eine Liebeserklärung an das Internet




Ich nähe gern Kleidung aus Jersey, Sweat und Strickstoffen. "Knits" nennt man diese Stoffe auf englisch, auf deutsch heißen sie "Maschenware", aber mir erscheint das Wort nicht wirklich gebräuchlich. Jedenfalls sind diese Stoffe einerseits super, weil sie dehnbar sind, sodass die daraus genähte Kleidung bequem ist, nicht einengt, trotzdem körpernah geschnitten sein kann und sogar mitwächst, wenn man z.B. schwanger ist oder sonstige Gewichtsschwankungen hat. Andererseits ist Maschenware nicht so leicht zu verarbeiten, gerade wegen dieser Elastizität, denn der Stoff gibt nach, wenn man beim Nähen dran zieht und dann wellt er sich. Außerdem rollen sich bei manchen Materialien die Ränder oder sie pillen nach einiger Zeit. Und wenn es ganz blöd kommt, hat man viel zu viel Dehnbarkeit oder viel zu wenig, sodass die Kleidung am Ende doch nicht so aussieht, wie man sich das vorgestellt hat.

Im Laufe der letzten 10 Jahre habe ich über Maschenware viel gelernt, einerseits aus meinen eigenen Fehlern, andererseits mit Hilfe des Internet. Es war für mich damals (ungefähr 2006) eine echte Offenbarung, dass es Foren, Blogs und Youtube-Videos über das Nähen gibt. 
Der MeMadeMittwoch und die Sew Alongs in der Nähnerd-Gemeinschaft sind eine unbezahlbare Inspirationsquelle für mich, auch wenn ich beim MMM nur gelegentlich mitmache und bei Sew Alongs bisher nur ganz selten.
Der Zwillingsnadelpodcast und Handgemacht waren lange Zeit die einzigen deutschsprachigen Podcasts, in denen das Nähen von Kleidung gelegentlich eine Rolle gespielt hat. Ich habe sie immer wieder begeistert angehört. Die TV-Sendung "The Great British Sewing Bee" ist jedes Jahr wie eine Droge für mich, auf jede Folge habe ich ungeduldig und sehnsüchtig gewartet, um sie dann in den folgenden Tagen immer wieder anzusehen, bis ich wirklich jeden Handgriff gesehen und jeden Dialog verstanden hatte. Ich bin auch schon sehr gespannt auf die deutsche Adaption "Geschickt eingfädelt - Wer näht am besten?", die Anfang November startet.
Dann kam der Podcast von Nahtzugabe5cm, bei dem Muriel in jeder Folge eine andere Nähnerd (oder ist der Nähnerd grundsätzlich männlich? Oder neutral? Das Nähnerd? Oder ist es eine Nähnerdin???) interviewt und der die Welt des Nähens für mich um noch eine Dimension erweitert hat.
Aber je mehr Dimensionen es gibt bzw. je mehr Information verfügbar ist, desto schwieriger wird es, die wirklich guten Tipps zu erfahren. Jetzt schlage ich den Bogen zurück zum Thema Maschenware: Colette Patterns ist eine vielseitige Platform, die Schnittmuster anbietet, ein kostenloses, monatliches, digitales Magazin über das Nähen namens Seamwork produziert und einen wöchentlichen Newsletter mit nützlichen Tipps namens Snippets herausgibt. Jetzt haben sie auch noch eine kleine, kostenlose Videoreihe über Maschenware produziert, die ich Euch wärmstens empfehlen möchte, ebenso den "Free Fabric Guide", also den kostenlosen Stoff-Wegweiser, den Colette als PDF anbietet. Ich zumindest habe daraus in kurzer Zeit sehr viel Nützliches erfahren, was ich vorher noch nicht wusste bzw. nie beim Kauf beachtet hatte. In Zukunft werde ich also nicht nur ein Feuerzeug mit zum Stoffmarkt nehmen, sondern auch an den Stoffrändern ziehen, die Maschenware kräftig rubbeln und meinen Finger hineinbohren. Hoffentlich mache ich mich damit nicht unbeliebt und bekomme Marktverbot...

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